19. März 2024

Die dritten 25 Jahre 1932 – 1956

Einführung der Leichtathletik im Turnverein

In diesen dritten 25 Jahren wurden 24 Turnfeste bestritten mit durchwegs guter Rangierung und die Sektion wies einen durchschnittlichen Aktivbestand von 25–30 Turnern auf. Von den erwähnten Turnfesten entfallen 12 auf die Verbandsstufe, wobei der TVO 1954 nach 30-jährigem Unterbruch die 28ten Verbandsturntage im Eisfeld organisierte. Im OK hielten zwei Ehrenmitglieder Einzug, welche beide 11 Jahre den Verein als Oberturner geführt hatten. Otto Häberling als OK-Präsident und Robert Frick als Manager jener denkwürdigen Abendunterhaltung mit den Ortsvereinen, die in solchem Ausmass, Umfang und Erfolg, heute nicht mehr denkbar ist. Kantonale Turnfeste standen sieben zu Protokoll, die Höhepunkte aber waren die Eidg. Turnwettkämpfe 1932 in Aarau, 1936 in Winterthur, 1947 in Bern, 1951 in Lausanne und 1955 in Zürich. Genf 1944 konnte wegen des Militär dienstes nicht bestritten werden. An bestausgewiesenen Oberturnern hatte der Verein in diesem Vierteljahrhundert keinen Mangel, sind uns doch die langjährigen Akteure Otti Häberling, Robi Frick, Paul Strebel und Emil Meier bis heute in bester und dankbarer Erinnerung. Seit der Gründung des Vereins waren neben dem Sektionsturnen, das Kunst- und Nationalturnen ein fester Bestandteil des Turnbetriebs. Ab ca. 1945 wurden leichtathletische Einflüsse erkennbar, die einige Jahre später als Bedrohung für das Sektionsturnen empfunden wurden, was nach div. Zusammenstössen zum Wegzug einiger lieber Kameraden führte. Das hätte nicht sein müssen, wissen wir doch heute längst, dass diese dritte Disziplin mit ihrem breiten Fächer den Turnbetrieb belebt und bereichert und dem natürlichen Bewegungsspiel in optimalem Masse entgegenkommt. Durch die Einführung von gemischten Wettkämpfen konnte die Leichtathletik auch in die Sektion integriert werden. Ebenfalls kamen neu hinzu: Geländeläufe, Einkampfmeisterschaften, Teilnahme an Leichtathletiktagen und der Vereinswaldlauf. Sehen wir, was zu dieser Zeit in unserem Dorf passierte und darüber hinaus nicht nur für die Turner von Bedeutung war: 1935 wurde die Güterzusammenlegung beschlossen. Für die Buben waren speziell die neuen Rollwagengeleise und die Dieselloks eine besondere Attraktion. Die Bausumme des Schulhausneubaus mit der Turnhalle 1939 bis 1940 von 308’000.– Franken ist für heutige Begriffe traumhaft niedrig, konnte aber nur realisiert werden durch den Verkauf der alten Turnhalle mitsamt des Sekundarschulhauses zu 70’000.– Franken an den SSIV, wodurch den Vereinen die Möglichkeit zur Abhaltung von Abendunterhaltungen genommen wurde. Fest steht, dass die Obfelder Turner nach Maschwanden ausweichen oder auch in Folge ganz auf die Passivabende verzichten mussten. Als Ersatz und zur Aufstockung der Vereinskasse wurden Fasnachtsumzüge ins Programm aufgenommen, die über die Nachbargemeinden ausgedehnt ein anstrengendes Pensum ergaben. Im Jahre 1947 feierte die Gemeinde Obfelden ihr 100-jähriges Bestehen nach der Loslösung von Ottenbach.

Grosser Teil des TVO an der Mobilmachung zum 2. Weltkrieg
Kurz zum historischen Hintergrund: In diesen 25 Berichtsjahren von 1931–1956 hat sich in Europa vieles getan. Hitler hatte im Nachbarland die Macht an sich gerissen. Der Völkerbund wurde, wie heute die UNO, zum ohnmächtigen Instrument, als Mussolini 1935 Abessinien überfiel. Deutschland trat aus dem Völkerbund und kündigte den ihm aufgezwungenen Vertrag von Versailles. Durch Aufrüstung und Autobahnbau brachte Hitler die Wirtschaft zum Blühen und dadurch die Volksmassen hinter sich. Er massakrierte die Juden und brachte durch seinen Terror die Opposition zum Schweigen. Das Jahr 1939 mit der Landesausstellung in Zürich brachte den zweiten Weltkrieg mit dem deutschen Einfall in Polen und der Annexion der Tschechei und Österreich an Deutschland. Der grösste Teil der Obfelder Turner war unter den 430’000 Mann, die die Mobilmachung am 2. September an die Waffen rief.

Jungturner pflanzen Friedenslinde auf dem Buechbärlihoger
Hitler realisierte bald, dass ihm eine intakte Schweiz von grösserem Nutzen ist, dank dem mutigen Bundesrat Obrecht, der in seiner berühmten Rede an das «Ausland» Volk und Armee zusammenschweisste und keinen Zweifel über die Haltung der Schweiz aufkommen liess. Frankreich und England verbluteten für die Freiheit der Völker in Europa. Nur die Vermessenheit Hitlers, Russland anzugreifen und der Kriegseintritt Amerikas verhinderten den totalen Zerfall und den Neudruck einer einfarbigen Weltkarte über den europäischen Raum. Erst 1945 konnte dieser Krieg beendet werden und die damaligen Jungturner durften dabei helfen, die «Friedenslinde» auf dem Buechbärlihoger zu pflanzen. Zwei Jahre zuvor fand erstmals ein Verbandsspieltag im Eisfeld statt. 1945 wurde der Militärische Vorunterricht für Jünglinge bis zum Rekrutierungsalter vom Verein übernommen und durch Ernst Lauper betreut, welcher auch ein Jahr als Oberturner amtete. Das Sporttoto konnte erstmals um CHF 250.– für den Kauf von Turngeräten angezapft werden.

1. TV-Blatt wird herausgegeben
Ein Vereinsnachrichtenblatt, der Vorläufer des heutigen TV-Blattes, wurde geboren und der Bezirksschwingertag organisiert. Skifahren kam in Mode. 1947 wurde erstmals wieder ein Chränzli im SSIV Gebäude abgehalten und ein Jahr später wurde auch der 5. Kantonale Ringertag übernommen. Ob der damalige Aktive Meinrad Ernst von Wolsen,der spätere Schweizermeister in seiner Gewichtsklasse, hier sein neues Hobby entdeckte oder bereits Mitinitiant war, ist aus dem Protokoll nicht zu entnehmen. Letztmals wurde 1952 ein Sommernachtsfest mit einem Reinerlös von 572.– Franken durchgeführt.

Der Turnverein feiert sein 75-Jahr-Jubiläum
Das letzte grosse Ereignis dieses Zeitabschnittes war unzweifelhaft die 75-Jahre-Feier auf dem Schulhausplatz ohne Festhütte, aber mit Bühne zur alten, später abgebrochenen Turnhalle, verbunden mit der Weihe der damaligen Vereinsfahne. Otto Häberling als Festredner verstand es meisterhaft, die verflossenen 75 Jahre Revue passieren zu lassen. Lernten die Aktiven damals doch auch das Ehrenmitglied Ernst Maurer aus Horgen besser kennen, welcher während zweier Jahre in Obfelden an der Sekundarschule unterrichtete und in dieser Zeit dem Turnverein als Eidgenössischer Kranz-Kunstturner beistand, der später als Eidg. Oberturner amtete und seine Turnerlaufbahn mit dem Präsidium der technischen Kommission des internationalen Turnerbundes abschloss.